Ich hatte gestern in Berlin zu tun und war deswegen nicht wirklich in der Nähe der Weide, als ich den Anruf bekam, dass ein dunkles Lama auf dem Feld herumläuft. Ich seufzte und nahm an, dass Ares wieder einen Schlupfwinkel gefunden hatte.
Bedauerlicherweise war der Sonnenuntergang nicht mehr fern und ich hatte nicht viel Zeit. Also die Kinder alle fix ins Auto gepackt und los ging es - leider nicht sehr weit. Nur wenige hundert Meter vor der Autobahnauffahrt in der Stadt hatte die Polizei die wichtige Kreuzung direkt am Schloß in der Schloßstrasse in Steglitz gesperrt. Etwas irritiert hörte ich Lärm und sah dann, wie der ADAC-Hubschrauber anflog und mitten auf der Kreuzung landete. Hmmmm .... das konnte dauern. Baby war inzwischen eingeschlafen, die Ältere sah sehr müde aus - und ich hatte ein freilaufendes Lama 30 km entfernt. Etwas adrenalingesteuert stieg ich aus, besah ich mir die Absperrung, lief zum Polizisten und fragte höflich, ob wir nicht rechts abbiegen dürften. Er sah mich kurz an, ich erklärte meine Situation und er gab die Erlaubnis. Also den beiden Autos vor mir Bescheid gegeben und los ging es .... Noch einen zähflüssigen Verkehr an einer anderen Stelle durchfahren und dann war ich 16:50 Uhr an der Weide.
Und sah die Bescherung: nicht der leichter einzufangende Ares versuchte, zu den Stuten zu kommen, sondern Bonnie, meine Robbenkünstlerin. So lieb, nett und wundervoll sie auch an der Leine läuft und so schön auch ihre Fohlen sind: ihre Intelligenz, ihre Erfahrung und leider auch ihr Dickkopf, was Freiheitsgefühl betrifft, machten es zu einem Kunststück, sie wieder hinter einen Zaun zu bekommen. Natürlich nahm ich keine Leine mit - dumm ist sie ja nicht. Der Eimer Leckerli war auch nur kurz interessant für sie.
Das ganz Unschöne dabei: Als ich sie schon fast wieder in eine Schneise getrieben hatte, wo das Treiben einfacher gewesen wäre als auf dem freien Feld, beschloss sie, lieber ihren eigenen Weg zu gehen, brach aus und - direkt durch ein 1,50 Meter hohes Prachtexemplar eines Klettenbusches, der auch noch voll von diesen verfluchten Samenfrüchten war - zumindest bis zu diesem Zeitpunkt. Ich war stinksauer! Und hatte die Nase voll!
Also eine andere Variante: Ein Tor zu einer freien Weide offengelassen und den Leckerli-Eimer in die Stutenherde hinein. Glücklicherweise hören meine Tiere auf einen bestimmten Ruf von mir und kommen auch in der späten Dämmerung noch. Bonnie wurde sehr nervös, als auf einmal die ganze Stutenherde das Interesse an ihr verlor und von ihr davon an das andere Weidenende zu mir zog. Verunsichert versuchte die Stute, auch zur Herde zu kommen, rannte am Zaun entlang und schlug genau den Weg ein, auf den ich sie treiben wollte. Ich sah nur sehr undeutlich einen dunklen Schatten in der Ferne, der sich bewegte. Inzwischen war es fast komplett finster und die Mondsichel leutete. Ich stellte den Eimer vor das Tor, lief auf der anderen Kanalseite entlang, um die Stute von hinten einzukreisen und ihr den Eingang zu zeigen. Es funktionierte ganz gut und kurz bevor ich dann gar nichts mehr in der Dunkelheit hätte sehen können, trat die Lamastute durch die Lücke und war wieder hinter dem Zaun, den ich natürlich fix schloß. Sie wieder in ihren Herdenteil zu überführen, hatte ich auf heute verschoben, da ich mich ja auch noch um 2 kleine Kinder kümmern und auch die Kletten wieder von ihr entfernen mußte.
Und natürlich: das wunderschöne Vlies war klettenverseucht! Sie befanden sich nach dieser einen Nacht bereits so tief drin, dass ich viele einfach ausschneiden mußte. Bonnie, die vorher wie ein kuschliger Teddy ausgesehen hatte, wirkt jetzt zerfranst. Ich hätte heulen können. Sie stand aber sehr geduldig da, als sie begriffen hatte, dass wir nur die unangenehmen Stacheln entfernen. Danach kam sie wieder in die "Aresherde" zurück.
Und wir waren heute damit beschäftigt, den elektrischen Zaun zu reparieren, zu straffen und für die Nutzung ab morgen wieder bereitszustellen. Ich muß nur noch das Erdungskabel finden.
Ein Nachbar kam vorbei und erklärte mir, er hätte Fotos davon gemacht, wie sie unter dem Zaun durchkroch ....... Und daß sie dann um die Weide herumgelaufen war und vor dem Eingangstor darauf wartete, daß ihr jemand öffnete, bevor sie dann zu der hinteren Weide lief.