Donnerstag, 19. September 2013

Grannenhaare

Grannenhaare bei Lamas und Alpakas haben die Schutzfunktion der Wetterfestigkeit. Sie sind dafür notwendig, daß das Wasser außen am Vlies abläuft und die Tiere nicht komplett durchnäßt. Außerdem bilden sie eine Art Federung bzw. stabilisieren das Vlies, weil das Unterhaar so fein ist, daß es sonst "zusammenfallen" würde. Zumindest bildlich gesprochen.
Grannenhaare lassen sich sehr schlecht färben, widerstehen den meisten Filzversuchen und lassen sich eigentlich so gut wie gar nicht dauerhaft verbiegen. Sie klappen immer wieder in ihre alte gerade Form zurück. Die Inkas haben früher daraus extrem stabile Seile gedreht.
Und da ich immer mal wieder gefragt werde: ja, Alpakas haben auch Grannenhaare. Nur wurden sie jahrtausendelang so gezüchtet, daß diese immer feiner wurden. Aber sie sind trotzdem vorhanden. Man kann sie auch nicht mehr manuell heraussortieren - man braucht eine spezielle Maschine, in den Minimills wird ein Faserseaparator eingesetzt. Aufgrund der zurückgezüchteten Schutzhaare sind Alpakas auch nicht so witterungsfest wie beispielsweise Classic-Lamas, bei denen sich die Grannenhaare sehr deutlich als Oberhaar über dem Untervlies zeigen. Man nennt es bei ihnen auch double-coat. Dort kann man die beiden Faserarten manuell sortieren.
Warum man sie aus dem geschorenen Vlies heraus haben möchte? Ganz einfach: das sind die Haare mit dem prickle-factor; der Teil des Vlieses, der auf der Haut jucken und kratzen würde, wenn man sich einen Schal daraus strickt. 
Wenn ich Lamafaser kardiere, sortiere ich die Grannenhaare daher heraus. Und wenn ich ein Kardenband bei einer Wollmühle bestelle, mache ich das hauptsächlich deswegen, weil ich dann diese Schutzhaare nicht mehr manuell heraussuchen muß, sondern dann eine schöne gereinigte Faser ohne Juckfaktor für die Weiterverarbeitung bekomme. Ich nutze sie gern für's Filzen .........

Weiterführende Informationen: Unterschied zwischen Faserarten: Huacaya, Suri, Unterwolle, Grannenhaare

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