Mittwoch, 4. Dezember 2013

Fohlen weg

Heute morgen machte ich mich auf den Weg zur Weide, wo ich erstmal mein von gestern verletztes Lama behandelte. Lebt noch, hat ziemliche Schmerzen, jammert ein wenig und mein Herz blutete. Dummerweise wirken die Schmerzmittel nicht mehr und die Dosis war schon ziemlich hoch. Hoffentlich wird alles gut. Hat sich gestern in der Narkose erbrochen und ehe wir eingreifen konnten, etwas davon eingeatmet. Und dann nicht richtig abgehustet. Heute morgen atmete er aber schon mit geschlossenem Mund. Wird jetzt mit Infektionshemmer und Antibiotika behandelt, damit er keine Lungenentzündung bekommt.

Danach das Eis in den Tränken entfernt, damit die Tiere erstmal bis zum Auswechseln in einer Stunde etwas haben. Bei den Stuten gab es mehr Summen und Aufregung und ich ging nachsehen - wie jeden Morgen seit einigen Tagen. Warum? Weil meine liebe, sanfte, nette und freundliche Cassandra seit einigen Tagen zu einer regelrechten Zicke mutiert ist. Ein untrügliches Zeichen bei ihr, daß das Abfohlen kurz bevorsteht. Euter war auch schon dicker gewesen, die Vulva geweitet, die "Milchader" geschwollen, etc. 
Die Schwangerschaft war eigentlich nicht zu diesem Zeitpunkt geplant gewesen, sondern erst zum nächsten Frühjahr. Aber manchmal hilft auch die beste Planung nichts und die Tiere machen, was sie wollen. Vor allem die älteren Stuten. Bei einer anderen Stute ist es ähnlich.
Ich warf also als Erstes einen Blick auf die Stute: Bauch schien dünner und hinten war es auch wesentlich stärker geschwollen. Dann trat ich fast in die Nachgeburt. Fohlen war also da: Nachgeburt war noch lauwarm, wurde aber oben schon kalt. Nur: WO WAR DAS FOHLEN??? Ich sah es nicht. Ich suchte den ganzen Unterstand bei den Stuten ab und lief dann draußen auf der Weide herum. Mehrere Hektar suchte ich fix ab. Eigentlich wäre es problemlos sichtbar gewesen, weil abgeweidet, gemulcht und alles voller Raureif. Dann rief ich die Lamas heraus und ging wieder in den nun (fast) leeren Stall. Das Fohlen war weg! Nirgends sah ich ein Neugeborenes. Ich war mehr als nur irritiert. Das kann doch nicht sein! Eine Geburt inkl. Nachgeburt ohne Fohlen? Irgendwo muß es doch stecken! Fuchs, Waschbären, Greifvögel, ... für alle ist ein Lamafohlen eigentlich zu groß. Und ich konnte mir auch nicht vorstellen, daß die Stuten das zugelassen hätten. Die Tiere hätten rigoros alles angegriffen, was ein Fohlen bedroht.
Dann besah ich mir nochmal den Ort der Nachgeburt. Vor der Tür zu der Jungsherde .... Hmmmm. Ich ging hinein und scheuchte vorsichtig die männlichen Tiere auseinander. Und siehe da: sie haben eine kleine bunte Lamastute in ihrer Mitte beschützt und vorsichtig auf sie aufgepaßt. Die Kleine stand ein wenig irritiert zwischen ihnen und jammerte nach Mami. Kurzerhand schnappte ich mir das Fohlen und trug es hinüber zur Milchbar. Der Rest der Stutenherde wurde nach draußen verbannt. Sie quittierten das mit großem Protest, aber ich blieb hart. Stute und Fohlen brauchen Zeit. Ich rubbelte die Kleine noch ein wenig mehr trocken und lief zum Haus zurück: Fohlendecke bei den niedrigen Temperaturen ist ratsam (nein, wir haben zwar Frost, aber noch keinen Schnee hier). Zurückgekommen umtänzelte die Kleine noch ihre vorbildliche Mama, die brav dastand, damit das Euter gefunden werden konnte. Eine Stunde später ließ ich den Rest der Stutenherde wieder hinein. 
Und danach? Danach ging ich erstmal frühstücken - das hatte ich nämlich noch nicht gemacht und mein Zuckerspiegel sank rapide ab.
Habe den Rest des Tages hauptsächlich bei den Tieren und mit stündlichen Kontrollen verbracht. Kurz vor Dunkelheit trank das Fohlen nochmal und lies sich dann auch zu einem weiteren Schlummer nieder. Ich verfrachtete es sicherheitshalber in eine ruhige Ecke und verlies die Tiere.
Soviel Aufregung macht müde ....

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